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Immer noch eine Schüppe drauf?

Warum Perfektsein dir schadet

 

Tja, leider bin ich auch eine Perfektionistin und es hat lange gedauert, bis ich das erkannt habe.

Hier ein Beispiel. Als Trainerin habe ich viele Angebote für Trainings in Unternehmen geschrieben. Natürlich habe ich mir

Mühe gegeben.

Man will ja auffallen! Also: Sätze zwanzigmal umformuliert, Fotos gesucht, die Didaktik geprüft.

Dann kam die Perfektionistin in mir und in mühevoller, zeitraubender Arbeit habe ich das Layout des Angebots

überarbeitet, Überschriften in anderen Farben gestaltet, Absätze noch mal anders gestaltet und...und…und.

 

Das Ganze hat enorm Zeit verschlungen. Die ursprüngliche Fassung war im Prinzip gut genug, denn Personaler bekommen

viele Angebote und lesen sie manchmal gar nicht oder nur oberflächlich. Das Konzept war gut durchdacht, die Bilder riefen Emotionen hervor.

 

Dabei hätte ich es bewenden lassen. 

Habe ich aber nicht.

 

Nachdem ich erkannt habe, dass Perfektionismus richtig anstrengend ist und mir viel Leichtigkeit nimmt, geht es mir besser.

Mein Prinzip heute: 80 % reicht allemal.

 

Woran erkennst du nun, ob du eine Perfektionistin bist?

Folgende Verhaltensweisen deuten darauf hin:

  • Du stellst sehr hohe Ansprüche an dich und bist ein Kontrollfreak.
  • Dich treibt oft die Angst an, Fehler zu machen oder dich zu blamieren.
  • Du bist dein größter Selbstkritiker und gehst gnadenlos mit dir um.
  • Gleichzeitig tust du dich schwer damit, wenn man dich kritisiert.
  • Du kannst dich schlecht öffnen und über deine Schwächen oder Probleme sprechen.

Fangen wir mit dem Anspruchsdenken an. Egal, was dir gelingt, es ist niemals gut genug. Du legst deine Messlatte immer ein

bisschen höher und überschätzt, wie weit du dich noch belasten kannst.

 Manches Mal beißt du dich regelrecht an Aufgaben fest.  

 Und hallo! Du bist so ins Detail vertieft, dass du nicht merkst, dass das Ergebnis dadurch nicht besser wird. 

 

Vielleicht kennst du auch eine ähnliche Situation?Du hast eine Präsentation gehalten, alle loben dich. Dann sagst du: „Das 

war nicht so gut, dass ich mich bei Folie drei so verhaspelt habe.“

Peng! Lob abgewehrt und dich selbst klein gemacht.

Kannst du dir vorstellen, dass du einfach mal sagst: Ja, danke, ich bin stolz auf diese Leistung. 

Zu hohe Ansprüche führen zu permanenter Unzufriedenheit.  

 

Kann sein, dass du bei deiner endlosen Jagd nach Erfolg auch noch dein Selbstwertgefühl verlierst. Weil du es immer von 

äußeren Dingen abhängig machst. Ist doch schade!

 

Übrigens, wenn du bei jeder neuen Anforderung denkst: „Neee... DAS nicht auch noch!“ ist das ein Warnzeichen dafür, dass 

du überlastet bist. Ermüdung bis zur Erschöpfung sind Anzeichen dafür, dass du dich zu sehr antreibst. 

Was kannst du tun? Mach dir zunächst einmal klar, dass du jemand bist, der nicht zufrieden ist, buchstäblich nicht im

Frieden mit sich selbst.

 

Nimm mal die Adlerperspektive ein und schau dir deine Erwartungen an. 

Sind die realistisch oder übertrieben? Schreib auf, was dich als Mensch ausmacht: deine guten Eigenschaften und Fähigkeiten: z.B. Fröhlichkeit, Hilfsbereitschaft, Organisationstalent, Kreativität.

 

Selbstverständlich machst du am liebsten alles selbst, weil die anderen es doch nicht so gut können wie du.

Oder es anders machen. Das geht ja gar nicht!

Was ist die Auswirkung? Menschen in deinem Umfeld erkennen schnell, dass du immer alles besser weißt und alles lieber

selbst machst. Ehrlich! Sympathiepunkte bekommen Kontrollfreaks selten dafür.

Achtung! Im Beruf werden die Perfektionisten oft benutzt als brave Arbeitsbienen.

 

Dich treibt oft die Angst an, Fehler zu machen oder dich zu blamieren. Wenn etwas nicht nach deinem Plan funktioniert hat, 

machst du dir selbst Vorwürfe, die oft völlig überzogen sind. 

Fehler sind Chancen! Konzentriere dich darauf, was du daraus lernen kannst.

Deshalb ist es ein Fehler, keine Fehler machen zu wollen. 

 

Sowieso bist du dein größter Selbstkritiker. Du hinterfragst jede Handlung. Du kontrollierst dein Aussehen, deine Wohnung

und dein Auftreten. Du hältst dich sogar für faul. Deine Selbstachtung fristet ihr Dasein im Keller.

 

Das Wichtigste ist es, zu bemerken, wenn du wieder im Selbstvernichtungsmodus bist. Merke es, wie du innerlich mit dir

sprichst. Würdest du so mit einer guten Freundin sprechen? Vermutlich nicht.

Zweifel an dir selbst führen zu Unsicherheit, Minderwertigkeitskomplexen und weiterer Kontrolle. Im schlimmsten Fall wirst 

du depressiv. Das hat auch Auswirkungen auf deinen Körper, der schickt dir Signale wie Kopfschmerzen oder

Magenschmerzen. Nimmst du sie wahr?

 

Wie wäre es? Schreibe mal deine Stärken auf und wo du gut bist. Schreibe daneben, was das für Auswirkungen auf dein

Umfeld hat. Was findest du an deinem Aussehen gut? Frag mal deine besten Freundinnen, was sie toll an dir finden.

 

Klar ist, als Perfektionistin hältst du es ganz schlecht aus, wenn man dich kritisiert. Weil du dir nicht vorstellen kannst, dass

z.B. ein Kollege einen Fehler entdeckt, der dir entgangen ist? 

Weil dein Rucksack voller Selbstzweifel sowieso schon gut gefüllt ist, kommt nun auch noch fremde Kritik hinzu. Eine böse Bürde. Eine gute Übung ist es, sich zu bedanken bei Kritik. Nimm der Kritik den Stachel. Trenne die sachliche Kritik von deiner Person. Nur weil du was falsch gemacht hast bist du kein schlechter Mensch.

Du bist auch liebenswert, wenn du Fehler machst.

 

Persönliche Probleme zeigen? Enttäuschungen zugeben? Ängste eingestehen?

Bloß nicht! Äußerlich bist du stark und perfekt.

Glaub mir, immer perfekt nach außen zu sein, kann ganz schön anstrengend sein und einsam machen. 

Ist es nicht so, dass wir eher eine Verbindung mit einem Menschen fühlen, wenn der uns seine schwachen und verletzlichen

Seiten zeigt? Strotzende Gewinner, Angeber und Perfektionisten stoßen uns eher ab.

Lerne dich zu öffnen und um Hilfe zu bitten. Das solltest du bei guten Freundinnen ausprobieren und ja, auch bei netten

Kollegen kannst du ruhig mal zugeben, dass du Schwächen hast. Am besten machst du es konkret. Bitte die dir

wohlwollende Kollegin dir zu helfen. Und dann schau mal, was passiert.

 

 

Zum Schluss mal deine guten Eigenschaften als Perfektionistin:

  • Du bist diszipliniert und hast Durchhaltevermögen.
  • Du bist zielstrebig.
  • Außerdem ordnungsliebend und verantwortungsbewusst.
  • Du arbeitest präzise, planst Geschäftsprozesse effizient bis ins letzte Detail.
  • Organisieren kannst du hervorragend.
  • Du achtest darauf, dass nichts verloren geht oder vergessen wird. Dadurch wirkst du bösen Überraschungen entgegen.
  • Auf dich kann man sich verlassen.

Also, gönn dir was! Vor allem Ruhe!

Nimm Pausen und Auszeiten, sage Nein, wenn du mit Aufgaben ausgelastet bist.

Lerne es, für dich selbst zu sorgen, als wärst du ein Kind, was du sehr liebst. Dem du nur Gutes wünscht und dem du ALLES

verzeihst.

Selbstfürsorge ist ein Lernprozess, ein Weg aus der ständigen Kontrolle. Ein Weg zu mehr Zufriedenheit, Leichtigkeit und

Gelassenheit. Ein lohnender Weg!

 

Ich gehe ihn täglich. 

Wenn du schon viel versucht hast und aus der Perfektionsfalle nicht allein rauskommst, dann rufe mich doch einfach an.

In einem kostenfreien Gespräch von 30 Minuten schauen wir, ob ich dich unterstützen kann und – ganz wichtig - ob unsere

Chemie stimmt.

In diesem Sinne: Tu es einfach!